In zahlreichen Studien wurde der Wirkmechanismus der Akupunktur intensiv erforscht, ohne dass dieser vollständig aufgeklärt werden konnte. Nachgewiesen ist, dass es bei der Akupunktur zur Ausschüttung verschiedener Botenstoffe kommt. Am besten bekannt sind die Endorphine – körpereigene Schmerzhemmstoffe – die nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch zur Entspannung und zum Wohlbefinden beitragen. Aber auch viele weitere Botenstoffe, wie z.B. das Serotonin, Cortisol und auch Hormone wie Östrogen werden während und nach der Akupunktur in ihrem Stoffwechsel angeregt. Dabei wirkt die Akupunktur in der Regel regulativ, die anstoßende Wirkung kann also sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion ausgleichend beeinflussen.
Die schmerzlindernden Wirkungen der Akupunktur werden außerdem über die Ausschüttung von Schmerzhemmstoffen im betroffe-“ nen Gewebe und einer Hemmung der Schmerzreize auf Ebene des Rückenmarks und des Gehirns vermittelt. Möglicherweise können sogar Chronifizierungsmechanismen („Schmerzgedächtnis“) rückgängig gemacht werden, wie in einer Kernspintomographie-Studie aus Harvard beobachtet wurde. Insgesamt belegen über 600 Studien aus der Grundlagenforschung die biologischen Wirkungen der Akupunktur, davon sind nicht wenige von renommierten Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt worden (Harvard Boston, Universität Peking, LMU München, Universität Maryland u.a.). Es gibt Hinweise, dass besondere Stimulationsverfahren der Akupunktur, wie die elektrische Nadelstimulation, die Laserakupunktur, die Triggerpunkt-Akupunktur und die Erwärmung der Akupunkturpunkte mittels Abbrennen von Beifuss (Moxibustion), zusätzliche eigene Wirkungen entfalten können.
Die klinische Forschung, also die Untersuchung an Patienten mit speziellen Krankheitsbildern, liefert weitere Nachweise für die Akupunkturwirkung.
Insbesondere eine große Übersichtsarbeit mit 17.000 Patienten (in-dividuelle Patientenmeta-Analyse), die von einer internationalen Forschergruppe unter Beteiligung der Charité Berlin, der LMU München, der TU München und der Universität Bochum durchgeführt wurde, belegen eindeutig Effekte der Akupunktur bei Halswirbelsäulen- und Rückenschmerzen sowie bei Spannungskopfschmerz, Migräne, Schul-terschmerzen und bei Schmerzen im Rahmen von Kniegelenksarthrose.
Auf höchstem Evidenzniveau ist auch die Wirkung auf Übelkeit und Erbrechen (vor allem post-operativ) und bei post-operativen Schmerzen nachgewiesen. Die Universitätsklinik Mannheim hat durch Studien belegt, dass Schwangere, die ab der 36.Woche akupunktiert werden, weniger Schmerzen bei der Geburt haben und die Geburt weniger lange dauert.
Bei vielen weiteren Krankheitsbildern und Symptomen deuten klinische Studien auf positive Effekte hin. Dazu gehören allergische Erkrankungen, psychische Erkrankungen wie Depression, Ganzkörperschmerz (Fibromyalgie), Tennisellenbogen, Menstruationsbeschwerden und andere gynäkologische Beschwerden, verschiedene Krankheiten aus der HNO-Heilkunde, dermatologische Erkrankungen, insbesondere Juckreiz, Magen-Darm-Krankheiten und Beschwerden nach Schlag-anfall. Vielfach konnten Effekte beobachtet werden, die mindestens ebenso ausgeprägt waren, wie nach herkömmlichen medizinischen Therapien. Zur Bestätigung dieser Ergebnisse sind jedoch weitere Studien notwendig. Insbesondere in den USA werden in den letzten Jahren viele Fördermittel zur weiteren Erforschung der Akupunkturwir-kung zur Verfügung gestellt. Auch die DÄGfA fördert regelmäßig als gemeinnütziger Verein Studien zur Akupunktur.
Die Akupunktur kann als ein vergleichsweise sicheres Verfahren bezeichnet werden. Über mögliche unerwünschte Wirkungen wird Sie Ihr/e Arzt/Ärztin vor der Akupunktur aufklären. Allgemein kann gesagt werden: Um Infektionen zu vermeiden, werden sterile Einmalnadeln aus Edelstahl verwendet. Leichte unerwünschte Wirkungen, wie kleine Blutergüsse, milde Kreislaufschwäche, vegetative Reaktionen (z.B.
Schwitzen), verlängerter (lokaler) Schmerz an der Stichstelle, muskel-katerartiger Schmerz nach der Triggerpunktakupunktur oder Rötungen an der Einstichstelle, treten bei bis zu 7 Prozent der Behandlungen auf.
Sie vergehen in der Regel sehr schnell. Großangelegte Studien zeigen, dass schwerwiegende unerwünschte Wirkungen bei der Akupunktur sehr bis extrem selten sind. In sehr seltenen Fällen sind Verletzungen innerer Organe möglich, z.B. Lungenverletzungen (Pneumothorax) bei Akupunktur im Thoraxbereich.
Da die Nadelreize die Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers fördern, kann es wie bei anderen Regulationsverfahren zu Beginn der Therapie vorübergehend zu einzelnen Symptomverschlechterungen kommen, man spricht hier von der „Erst-Reaktion“ oder „Erstver. schlechterung“. Ein Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer, Ärztin kann klären, ob es sich um eine „Heilungsreaktion“ handelt oder ob der Reiz zu stark war.